Sprache.Macht.Nix. (II)

Angenommen, ich hege gegenüber einer bestimmten Person ein starkes Gefühl und
bin mir nicht im Klaren, ob es sich um Neid, Eifersucht, gekränktem Stolz,
Konkurrenzgefühl, Hass oder Liebe handelt. Ich suche nach dem richtigen Wort. Ich komme
darauf, dass es Liebe ist. Indem ich das ‚richtige‘ Wort gefunden habe, habe ich mein Gefühl
geklärt. Das richtige Wort finden, heißt hier nicht einfach: eine richtige Beschreibung geben,
zumindest nicht nach dem Modell ‚Beschreibung eines sprach-unabhängigen Gegenstandes‘.
Ob mein Gefühl wirklich Liebe war, weiß ich daher, dass ich zur richtigen Zeit das richtige
Wort gefunden habe. Ich habe keine unabhängige Verifikation für diese Feststellung. Mit
‚Liebe‘ habe ich mein Gefühl artikuliert und geklärt. Ohne das richtige Wort hätte es keine
Klärung gegeben. Daher kann ich die Klärung nicht zum Kriterium für das ‚richtige Wort‘
machen.
http://home.arcor.de/heinrich.watzka/parole.skript.4a.pdf

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