Penelope

Tag für Tag strickte sie am Leichentuch (!) und wartete. Auf ihn. Und ribbelte auf. Listig abwehrend die anderen.
Ich stricke Sinnloses in Datenbanken und ribble den Unsinn auf, Quartal um Quartal, unter Mühen.
Penelope ging ein in die Geschichte als tugendhaftes, treues Weib. Mäandernd und sich entziehend das eigene Leben langsam verstreichen lassen und sich wehren mit sanftem Trick.

Vergessen aber ist, dass im zeitlichen Verhältnis zur Abwesenheit des verträumten Seefahrers die List nicht lange gut ging: Sie wurde verraten. Erst dann hatte sie Vertrauen zu sagen: „Ich nehme den, der den Bogen spannt wie Odysseus.“ Da war die List weg und die Tugend, nur noch Vertrauen (über viel längere Zeit), dass der Geliebte es schon richten werde, auch noch in seiner Abwesenheit.

Das geht nur über Zwang (durch andere) und den Verrat (der anderen). Erst im Bodenlosen entsteht Vertrauen. Solange sie strickte, da bin ich mir sicher, war sie sauer. Als sie nicht mehr strickte, hatte sie keine Wahl mehr als zu lieben und zu vertrauen.

Ihn vermag ich kaum zu verteidigen, wenn auch immer ich die Liebende verstehe, ohne Wahl.

(Neues aus der Reihe: Der Frosch wird kein Prinz, wenn man ihn küsst, sondern wenn man ihn gegen die Wand wirft. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, gleich darin, dass was „die Moral von der Geschicht“ sich merkt und was erzählt ward, sich doch sehr auseinander bewegen kann.)

5 Gedanken zu „Penelope

  1. Was aber will der Frosch sein? Ein geküßter oder ein geworfener Frosch? Oder: Will der Frosch Prinz werden/sein? Oder: Will der Prinz Frosch bleiben?

  2. nachruf:

    robert gernhardt war einer von uns!
    ein DurchSchauMeister von der menschlichsten Art.
    Wehe Frankfurt, wenn ihm kein Denkmal gesetzt wird!
    Dieser war von rechtem Sinne, unbestechlich, wie mir scheint und lustig sogar dann, als alle Lust und alles Lustige von uns gefahren war.

    Ich danke Robert Gernhardt für sein Lebenswerk, für MICH war er sehr da! Ich werd ‚ ihn nicht vergessen.

  3. und im übrigen, wissen eh die wenigsten etwas vom wahnsinn der liebe der menschen

    die Affen, die Delphine zum Beispiel wissen von sich nix

    aber Adorno wußte etwas von seiner Gretel

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