Wenn man in der Fremde glücklich ist, dann liegt das Glück im Finden. So dachte ich heute morgen, es war in Sondershausen. Ich fühlte mich in der Selbstbewusstheit der Fremden, die sich zurecht findet, auf einmal und schlicht: sauwohl.
Dabei ist das Wort, die deutsche Wortbildung: sich zurecht finden, ein Abstraktum, eine Bürokratie. Das Glück ist klein, deutlich und materialistisch. Es liegt im Widererkennen, es liegt darin, tatsächlich in der ganzen Unklarheit das Finden zu bemerken. Die Straße ohne Routenplaner, überhaupt die Himmelsrichtung ohne Stress, Verfassung und sozialen Hintergrund der Gesprächspartnerin ohne wachsame Dauerkonzentration.
Finden ist der Lohn des Suchens, und dann ist es tatsächlich wieder die Umstülpung der ewig banalen Frage vom halb vollen und halb leeren Glas. Ich bin die ewige Sucherin: Im Großen, im Kleinen, in der Fremde wird es objektiv. Das Hauptaugenmerk auf das Suchen zu verlegen, das macht Stress. Das Finden zu bemerken: das macht heiter und froh.
Heute habe ich zwischenzeitlich zweierlei gesucht: 1. Mal wieder das Fahrtenbuch („Wer weiß, was Sie vor dem Wochenende getan haben? Noch mal kann dieses Ding nicht verschlampt werden, dann macht dir Frau Z. von der Kasse endgültig den Kopf runter.“)
2. Die Digitalkamera, und das just, nachdem ich etwas gefunden hatte, und sie nur deswegen hervor gezerrt wurde (see demnächst). Beides ist natürlich wieder aufgetaucht. Die Gefahr, dass Gesuchtes NICHT gefunden wird, liegt bei höchstens 1:10. Trotzdem immer dieser höllische Stress. Aber wo wurde schon mal das Hohelied des Findens gesungen?
Natürlich erinnern wir an dieser Stelle gerne an den älteren Herrn, der zum kabelschwenkenden, steckdosensuchenden Jungkünstler sagte: “Junger Mann, Sie suchen etwas? Ich suche schon mein ganzes Leben lang.“ Ich sage: „Auch der Moment, indem die Steckdose gefunden wird, ist ein guter Moment.“
Ich meine: Das Finden ist eine großartige existentielle Größe, die viel zu wenig beachtet wird. Das Suchen ist dafür schon notwendig. Aber es wird viel zu sehr abgewertet oder auch aufgebauscht.
Und auf allen meine Reisen, den großen wie den kleinen, habe ich auch immer ein bisschen von mir selbst gefunden.
Da, wie angekündigt, im Text vielerlei Bedeutungen drin stecken, ist jeder Kommentar nur jeweils eine (von weiteren) Annäherungen und damit in Gefahr den Text auf Einzelaspekte zu reduzieren. Dies vorausgeschickt: Die Firma Apple hat in ihrem Betriebssystem die Funktion „Suchen“ nicht so genannt, sondern „Finden“. Das war mir immer ein Beispiel für die Überlegenheit der Apple-Systems …
Im PfadFinder-Text wird auf das Glücksgefühl des Finders (resp. der Finderin)hingewiesen, wobei ich darüber nachdenke, worum dies doch stark individuell funktioniert, vermutlich weil auch der Such-Stress bereits stark individuell angelegt ist. So bleibt diese schöne Erfahrung schwierig mitteilbar, wenn ich mitteilbar mit „vermitteln“ gleichsetze. Oder bin ich da nur zu skeptisch?
nun, das ist nicht gerade ein Kompliment, mein Lieber, dass es sich um einen Text handle, der nicht wirklich etwas mitteilen kann, außer das höchst Eigentümliche der Autorin. (Mag sein, dass selbige, da sie zu sehr an den daheim Gebliebenen dachte, zu sehr auch über sich und den Tag
schrieb.)