Aufklärung

Das Gefährlichste aber, vor dem er [der Vater] auf das Schärfste warnen wollte, der einzige Faktor, der ganze Kompanien armer junger Seelen in den Nebel des Wahnsinns getrieben habe, das war das Bücherlesen. Diese schlechte Angewohnheit war in der letzten Generation immer üblicher geworden, und Vater war ungemein dankbar, weil ich selbst bis jetzt derartige Tendenzen nicht gezeigt hatte. Das Irrenhaus war überfüllt mit Leuten, die zu viel gelesen hatten. Einmal waren sie wie du und ich gewesen, körperlich kräftig, ohne Ängste, zufrieden und im Gleichgewicht. Dann hatten sie angefangen zu lesen. Meist aus irgendeinem Zufall heraus. Eine Erkältung mit ein paar Tagen Bettruhe. Ein schöner Buchumschlag, der die Neugier weckte. Und plötzlich war die Unsitte geboren. Das erste Buch führte zum nächsten. Und zum nächsten und wieder nächsten. Glieder einer Kette, die geradewegs in die ewige Nacht der Geisteskrankheit führte. Man konnte einfach nicht aufhören. Das war schlimmer als Drogen
Aus: Mikael Niemi, Populärmusik aus Vittula

Nur zur Information: Die anderen Gefahren, vor denen der Vater seinen pubertierenden Sohn hier warnt, sind:
Unglückliche Liebe (Niemals sollte ein Mann eine Frau mit ?Sexualangst? begehren)
Grübeleien
sowie: Nachdenken über die Religion.
Am schlimmsten aber: s.o.

2 Gedanken zu „Aufklärung

  1. ja
    wirklich schlimm, diese Büchersucht …

    man hätte ja gerne „ein richtig gutes BUCH“ gelesen, aber, stattdessen …
    bücher über bücher …

    meine 3 Tipps als Gegenmaßnahme:
    1. Arno Schmidt: Schwarze Spiegel
    2. Alfred Döblin: Amazonas
    3. Frank Schulz: Morbus fonticuli

    Diese drei Bücher, hintereinander gelesen, können den Eisbrecher schon starten

    Jedes für sich ist eine Axt gegen jedwelches gefrorene Meer

  2. Neulich lernte ich jemand kennen, die hatte angeblich 14.000 Bücher erworben und angeblich auch aufgehoben.

    Hans fragt sich, wo sie wohnt, diese Person? Die muß längst erstickt sein, diese Person, an Literaturstaub
    beziehungsweise geschliffen sein an Problemen der Systhematik
    14.000 Bücher?
    Was soll das? Alles Lüge?

    Und wenn sie dann doch 14.000 Bücher in ihrem Archiv haben sollte? Was dann?

    Nunja: Wir sollten ihr erstmal auf den Zahn fühlen.
    Ich kümmere mich darum.

    Wenn es dann so sein sollte,
    dann wäre das eine prima Privatbibliothek.

    Ich werde mir das mal ansehen und dann entscheiden, ob da was Brauchbares zu finden ist

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert