Querverbindungen gesucht

Die Schriftstellerin Annett Gröschner würde gern ihr Leben als Quotenostfrau beenden – wenn man sie nur ließe. „Zur Ostdeutschen gemacht wurde ich erst am 9. November 1989. Vorher hielt ich mich für eine Individualistin, die kein Interesse daran hatte, in den Westen zu gehen. Plötzlich steckte ich in einem Sack zusammen mit Volkspolizisten, Pionierleiterinnen, HO-Verkäuferinnen und Genossenschaftsbauern … Ich würde jetzt den Sack gerne verlassen und mich anderen Themen widmen, beispielsweise den Strukturproblemen in Südwestdeutschland, dem öffentlichen Transportwesen in Buenos Aires oder der Geschichte des westdeutschen Terrorismus.“

Die Tageszeitung, 15.12.2004

Diesseits ist Jenseits

Zuerst der Kauf von lettre wg. der Krahl-Anzeige. Dann auf dem Weg an den Büchterstapeln vorbei fällt der Blick einzig auf "Die Pendragon-Legende" von Antal Szerb. Ich denke aus einem unklaren Grund an Oktogon, merke mir das Buch vor. In der U-Bahn der Blick auf die Lettre. GEISTERGESPRÄCHE. Erinnerungen an Derrida, Hamvas, Milosz von Hélene Cixous, Gabor Altorjay, Seams Heaney. Ich überlese das Wort "von" und lese nur eine Namensliste von Erinnerten. Gabor Altorjay ist tot. Ein Schrecken, der ein Weiterlesen unmöglich macht. Ein Erinnern. Heute lese ich endlich die lettre, Gabor ist nicht tot. Sein Artikel über Béla Hamvas beginnt so: "Meine Tante Ròzsika in Budapest, kurz vor ihrem Tod mit 97, wurde wütend, als ich sie nach Béla Hamvas, dem Autor des 1.500-Seiten-Romans Karneval befragte. Sie wollte ihm nicht verzeihen, daß er ihren Freund Antal Szerb 1944 "in den Tod geschickt" habe." Diesseits ist Jenseits (Hamvas)

Möglich ist es ja,

daß jemand auf der Fahrt von Halle nach Erfurt von der Autobahn abfährt, weil er denkt: Besser jetzt tanken als mit leerem Tank auf der Autobahn liegenbleiben. Es ist vielleicht schon dunkel und die Ausfahrt verweist auf zwei Orte, deren Namen dem Autofahrer nichts sagen. Er fährt „nach rechts“, nach 1 km über Schotterstraßen (30 km/h) ein kleiner Flecken, verlassen, nur ein Bus wartet auf der Dorfstraße. Der Fahrer wendet und versucht es mit der Rückkehr zur Autobahnausfahrt und fährt jetzt „nach links“. Es sind 4 km über eine unangenehme, kurvige Schotterstraße bis schließlich ein Dorf auftaucht. Am Ende des Dorfes Panik und Hoffnung: Eine Autoverwertungsfirma für Fahrzeuge aller Art. Dort brennt noch ein Licht. Die Auskunft: Die Tankstelle befindet sich in Bucha, d. h. man hätte doch „nach rechts“ fahren müssen, „Richtung Jena“ (es gibt nirgends ein Schild „Jena“). Aber, so einer der Kfz-Menschen, die machen um 18 Uhr zu (es ist 17 Uhr 50). Nein, so ein anderer, die machen glaube ich länger auf jetzt, bis 19 Uhr.
Der Schluß jetzt ganz schnell (auch wenn die Fahrt mit 30 km/h über die unübersichtliche, schottrige und kurvenreiche Straße noch etwas dauerte): Endlich dann erblickt der Jemand folgendes:
panikinbucha