Penelope

Tag für Tag strickte sie am Leichentuch (!) und wartete. Auf ihn. Und ribbelte auf. Listig abwehrend die anderen.
Ich stricke Sinnloses in Datenbanken und ribble den Unsinn auf, Quartal um Quartal, unter Mühen.
Penelope ging ein in die Geschichte als tugendhaftes, treues Weib. Mäandernd und sich entziehend das eigene Leben langsam verstreichen lassen und sich wehren mit sanftem Trick.

Vergessen aber ist, dass im zeitlichen Verhältnis zur Abwesenheit des verträumten Seefahrers die List nicht lange gut ging: Sie wurde verraten. Erst dann hatte sie Vertrauen zu sagen: „Ich nehme den, der den Bogen spannt wie Odysseus.“ Da war die List weg und die Tugend, nur noch Vertrauen (über viel längere Zeit), dass der Geliebte es schon richten werde, auch noch in seiner Abwesenheit.

Das geht nur über Zwang (durch andere) und den Verrat (der anderen). Erst im Bodenlosen entsteht Vertrauen. Solange sie strickte, da bin ich mir sicher, war sie sauer. Als sie nicht mehr strickte, hatte sie keine Wahl mehr als zu lieben und zu vertrauen.

Ihn vermag ich kaum zu verteidigen, wenn auch immer ich die Liebende verstehe, ohne Wahl.

(Neues aus der Reihe: Der Frosch wird kein Prinz, wenn man ihn küsst, sondern wenn man ihn gegen die Wand wirft. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, gleich darin, dass was „die Moral von der Geschicht“ sich merkt und was erzählt ward, sich doch sehr auseinander bewegen kann.)

"Wäre es nicht möglich, daß

uns eine andere Umgebung geradzu wunderbar befreite von den zuweilen so schwer erträglichen Festlegungen zu Haus?“ Mit diesem Zitat beginnt das Buch „Fusswege. Das Buch vom Gehen“, 1984 erschienen, Hrsg. von Roswitha Cavoli und Walter Vallebuia. Nach dem Besuch der Börnepreis-Verleihung am vergangenen Sonntag an W. Büscher erneut hervorgeholt. Überraschung Nr. 1: Unser heutiger Bundespräsident hat in seiner Laudatio auf Büscher mit keinem Wort seinen Vorgänger Carstens erwähnt, der in seiner Antrittsrede damals verkündete, er wolle durch Deutschland wandern (so auf der Rückseite der „Fusswege“), Büscher ging dagegen „um Deutschland herum“. Naja, möglicherweise ist selbst einem „konservativen“ Bundespräsidenten wie Köhler der Carstens peinlich?! Überraschung Nr. 2: Zum ersten Mal hätte ich damals bereits den Ortsnamen lesen können, ich las ihn aber erst jetzt: „Ich verließ Speyer. (…) Ich kam in der schönen Stadt Worms um sechs Uhr nachmittags an und legte an diesem Tag siebzehn Meilen zurück, zwölf bis Frankenthal und fünf von dort bis Worms.“ (S. 65)
Für B.

TränenReich

Das Abenteuer ist die radikale, leibhaftige Erfahrung des jetzt Hierseins an einem fremden Ort.

Man geht mit sich allein durch die Welt, so lange, bis das Getrudel im Kopf aufhört, bis man aufhört, wie ein verrücktes Insekt über den Dingen zu schwirren.

(Zweimal Wolfgang Büscher)