Ich habe für Peter Licht gestimmt

ein unglaublich aufregender text über die katasrophe, die stattfindet und überhaupt nicht. und so genau erst recht eine ist. über eine histoirsche periode, die glücksvorstellungen produziert wie keine zuvor und gerade deswegen aus der erfüllungslosigkeit die kalte angst. der text kämpft und gibt nicht nach und lässt nicht los. komisch wird er durch seine enorme souveränität gegenüber dem höchstmaß historischer scham. und: großartig vorgetragen im übrigen.

(betr. Publikumspreis in Klagenfurt.)

Bericht aus dem Krankenzimmer II

Er ruft an. Damit hat sie nicht gerechnet, nicht damit, dass er anruft, nicht damit, dass sie noch auf der Welt ist. Er ruft an, weil es nicht so gut läuft. Sie will hören, dass er sie, genau sie dann, genau immer, braucht, legt es ihm in den Mund, er verschluckt es und sagt es natürlich nicht.
Sie ist natürlich kaum mehr da. Sie hört manches: als sei es aus einer sehr anderen Welt (die sie natürlich kennt, was er übersieht, weswegen er es auch gar nicht zu schätzen weiß.)
Angekommen an einem Punkt des Universums, in dem sie notwendigerweise sehr einsam ist.
Was sie weiß (wusste?) bedeute ihr nichts mehr. Was sie wissen wird, kann sie sich nicht recht vorstellen.
Überlegungen: ist er jetzt auf Seite 4 oder 6. Jedenfalls, ja, irgendwie am Ziel – ab zum nächsten Stützpunkt. Sie streckt ihren Zeh über den Abgrund, zum Probieren, weil wenn sie schon mal da ist… Natürlich will sie sich auch nur wichtig machen. Es wird nur nicht darüber berichtet, was sie übrigens nicht stört.
Auch dass sie allein ist, stört sie nicht… es kommt ihr richtig vor.
Aber, es kommt ihr vor: Als hätte sie erst in einer anderen Welt wieder was zu sagen.
(Wenn mal wieder gefragt wird…, dann, IRGENDwann.)

Anregung des Tages

Lieber Nole, it speaks me out the soul…

Ein Fotograf , der einen Fototermin mit Karl Valentin ausmachen wollte, wird von Karl Valentin abgefertigt: „Geh, Sie kennen mich doch seit Jahren! Fotografierens mich doch auswendig!“

später eben, vielleicht

Einmal saß er ja auch im Garten der Denkbar, vor vielleicht 4 oder 5 Jahren. Ich bin nicht zu ihm gegangen, er war ja so ein Berühmter geworden und ich kannte ihn ja nicht, auch wenn er ein Nachbar war eines Freundes und am Abend zur Lesung von Endler kam. Es wurde über neue amerikanische Literatur gesprochen, Pynchon, Endler hatte gelesen, ein kleiner grauer Band von ihm sollte gerade erscheinen oder war gerade erscheinen, überraschend, denn er war ja bereits bei uns veröffentlicht worden. Vielleicht hat Andreas eine meiner Dylan-Platten aufgelegt? Zu einer Lesung im Gärtnerweg, im Haus der Begegnung, bin ich einige Jahre später gewesen. Da gin ich nachher zu ihm an den Tisch, hatte irgendwie versucht an den Abend damals zu erinnern.
Ja.
„…schilderte mir aber ein Freund, der mit Wolfgang Hilbig noch zwei Wochen zuvor bei einem Bob-Dylan-Konzert gewesen war, wie der Dichter Hilbig plötzlich von seinem Sitz aufgesprungen war und mit einem Schrei seine rechte Faust emporgereckt hatte.“ (Zitat Ingo Schulze in der FAZ)