police entertainment

Das Highlight der morgendlichen Fahrt zur Arbeit findet bei exakter Einhaltung des Zeitplans kurz vor Schmira statt. Dann kommt auf MDR Thüringen der „Polizeibericht“. Sieht man davon ab, dass bisweilen auch wirklich Schlimmes passiert ist, ist das eine sehr lustige Sendung. Aus verschiedenen Regionen und Städten Thüringens lesen Polizeibeamte die in ihrem Haus protokollierten polizeilich relevanten Ereignisse der vergangenen Nacht vor. Es wurden diejenigen Beamten ausgewählt, die flüssig lesen können, aber manche sprechen breitesten Dialekt.
Und man könnte die Lehrplaneinheit „Wie schreibe ich einen Poliziebericht?“ damit perfekt gestalten. Zum Beispiel ein wunderbarer Anfangssatz: „Mit einem Krankenhausaufenthalt endete gestern Abend ein Streit.“ (Es folgen Hauptteil und Schluss.) Eine sehr gute Geschichte gestern. Zeugen hatten einen Diebstahl auf einer Baustelle bemerkt. Polizeibericht: „Als die Beamten zum Tatort kamen, waren sie gleich zweimal überrascht. Erstens: Dass sie dort eine Frau antrafen. Zweitens: Dass es sich bei der Frau um einen verkleideten Mann handelte.“

Seniorenteller

Wie leichtgläubig habe ich da die Legenden über Mühlberg verkündet – älteste Gemeinde Thüringens – um kurze Zeit später zu erfahren, dass auch Arnstadt sich „ältester Ort Thüringens“ nennt. Beide datieren sich auf 704, da geht es nu also um Tage oder Wochen, nä?

Mittwochskoller

Das Heimweh ist für die moderne Psychologie und Psychotherapie offensichtlich kein sonderlich bewegendes Thema. Es wird nicht als eigenständiges psychologisches Problem gesehen, sondern eher als Symptom, das verschiedene Ursachen haben und ganz verschieden gedeutet werden kann. Zum Beispiel mag es der Psychoanalytiker als Zeichen einer Regression sehen oder der Verhaltenstherapeut als ungünstige Reaktion im Rahmen eines funktionalen Bedingungsmodells.

Das war nicht immer so. Über Jahrhunderte hatte das Heimweh unter dem Fachausdruck nostalgia seinen festen Platz in der medizinisch-psychologischen Literatur. Es genoß sogar eine Aufmerksamkeit, die uns heute übertrieben erscheinen mag. Es galt als morbus genuinus, als Krankheit an sich, die durch den Verlust der vertrauten Umgebung, die Beschaffenheit der Luft oder andere Umwelteinflüsse verursacht werde. Das Heimweh war ein Verhängnis wie andere Krankheiten, die den Menschen befallen können.

Muttertag

Ich gehe sonntags ins Kino, und es ist der ganz große Zufall ? wenn es denn einer ist ? dass ich mir ?Elling ? Nicht ohne meine Mutter? ausgesucht habe. Ich merke auch im Kino erst den fatalen Zusammenhang. Pärchenbildung mal anders: Auch schon halb ergraute Menschen haben alle ihre Mütter im Schlepptau, die in der Regel schwer zurecht gemacht und wohlgelaunt hinter her tippeln. Welch Traditionspflege es in der Großstadt gibt! Vor mir eine ganz besondere Kombination: Ein schwules Paar, Sitzordnung:Sandwich, links die eine Mutter, rechts die andere, mittendrin die aufgeregten Söhne. Die Mütter quasseln hinter dem Rücken und vor den Hemdkragen ihrer Jungs begeistert aufeinander ein. Den Film selbst muss man nicht unbedingt gesehen haben, aus dieser einen Idee des Muttersöhnchens lässt sich denn doch nicht soviel Überraschendes heraus holen. Wenn schon, dann aber in dieser Kombination: Und die gab´s wohl nur heute.