Noch mehr Meer für Nole

Meer als Metapher
Warum wird immer das Land als das „Normale“ angesehen und das Meer als etwas Fremdes betrachtet? Ist es nicht gerade umgekehrt so, dass das Meer das „Normale“ und das Land die Ausnahme darstellt? Paul-Horn wünschte sich einen Perspektivenwechsel: „Weg vom festen Boden“ und „vom Meer her denken.“ Gründe dafür gibt es für die Philosophin en masse. Abgesehen vom quantitativen Aspekt – das Meer macht zwei Drittel der Erdoberfläche aus -, spiele die Vorstellung des Meeres in der Geschichte der Menschheit eine entscheidende Rolle, betonte Paul-Horn. Wie schon Strohmeyer erwähnte, bedürfe man eines Raumbildes, um einen Raum wahrnehmen zu können. Analog dazu stellt die Wahrnehmung des Meeres die Voraussetzung für den Umgang mit dem Meer dar. Beispielsweise müsse vor dem Vorhaben, die Welt zu umsegeln, ein bestimmtes Bild des Meeres existieren – beispielsweise dass keine Ungeheuer im Meer leben oder dass sich die glatte Oberfläche zum Darübersegeln eignet. Die Grenzen der Vorstellung wurden im Laufe der Geschichte immer wieder gesprengt, überschritten und durch neue Grenzen ersetzt. Das Meer lasse sich zwar aus Sicht der Menschen noch weitere Grenzen auferlegen, man könne sich vom Land aus beliebig weit annähern, an sich existiere das Meer jedoch als etwas vollkommen Entgrenztes, als Inbegriff der Entgrenzung

hafensehnsucht

Andreas Gryphius (1616 – 1664)

An die Welt

Mein oft bestürmtes Schiff, der grimmen Winde Spiel,
Der frechen Wellen Ball, das schier die Flut getrennet,
Das über Klipp auf Klipp und Schaum und Sand gerennet,
Kommt vor der Zeit an Port, den meine Seele will.

Oft, wenn uns schwarze Nacht im Mittag überfiel,
Hat der geschwinde Blitz die Segel schier verbrennet.
Wie oft hob ich den Wind und Nord und Süd verkennet!
Wie schadhaft ist der Mast, Steuer-Ruder, Schwert und Kiel!

Steig aus, du müder Geist! Steig aus! Wir sind am Lande.
Was graut dir vor dem Port? Itzt wirst du aller Bande
Und Angst und herber Pein und schwerer Schmerzen los.

Ade, verfluchte Welt: du See voll rauher Stürme!
Glück zu, mein Vaterland, das stete Ruh im Schirme
Und Schutz und Frieden hält, du ewig-lichtes Schloß!

(Veröffentlicht 1643)

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