Archiv des Autors: bellablogg
Penelope
Tag für Tag strickte sie am Leichentuch (!) und wartete. Auf ihn. Und ribbelte auf. Listig abwehrend die anderen.
Ich stricke Sinnloses in Datenbanken und ribble den Unsinn auf, Quartal um Quartal, unter Mühen.
Penelope ging ein in die Geschichte als tugendhaftes, treues Weib. Mäandernd und sich entziehend das eigene Leben langsam verstreichen lassen und sich wehren mit sanftem Trick.
Vergessen aber ist, dass im zeitlichen Verhältnis zur Abwesenheit des verträumten Seefahrers die List nicht lange gut ging: Sie wurde verraten. Erst dann hatte sie Vertrauen zu sagen: „Ich nehme den, der den Bogen spannt wie Odysseus.“ Da war die List weg und die Tugend, nur noch Vertrauen (über viel längere Zeit), dass der Geliebte es schon richten werde, auch noch in seiner Abwesenheit.
Das geht nur über Zwang (durch andere) und den Verrat (der anderen). Erst im Bodenlosen entsteht Vertrauen. Solange sie strickte, da bin ich mir sicher, war sie sauer. Als sie nicht mehr strickte, hatte sie keine Wahl mehr als zu lieben und zu vertrauen.
Ihn vermag ich kaum zu verteidigen, wenn auch immer ich die Liebende verstehe, ohne Wahl.
(Neues aus der Reihe: Der Frosch wird kein Prinz, wenn man ihn küsst, sondern wenn man ihn gegen die Wand wirft. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, gleich darin, dass was „die Moral von der Geschicht“ sich merkt und was erzählt ward, sich doch sehr auseinander bewegen kann.)
TränenReich
Das Abenteuer ist die radikale, leibhaftige Erfahrung des jetzt Hierseins an einem fremden Ort.
Man geht mit sich allein durch die Welt, so lange, bis das Getrudel im Kopf aufhört, bis man aufhört, wie ein verrücktes Insekt über den Dingen zu schwirren.
(Zweimal Wolfgang Büscher)
Nettelbeck
Am 20. September 1738 ward ich zu Kolberg geboren und bekam den Taufnamen Joachim. Sobald ich habe lallen können, stand mein Sinn darauf, ein Schiffer zu werden. Aus jedem Holzspan, aus jedem Stückchen Baumrinde, das mir in die Hand fiel, schnitzte ich kleine Schiffchen, rüstete sie mit Segeln von Federn oder Papier aus und ließ sie in Rinnsteinen, auf Teichen oder gar auf der Persante schwimmen.
Meines Vaters Bruder war Schiffer. Meine größte Freude hatte ich, wenn er mit seinem Schiffe hier im Hafen lag. Dann hatte ich zu Hause keine Ruhe, man mußte mich zur Münde lassen. O, welch ein vergnügtes Leben, wenn ich auf dem Schiffe war und bei den arbeitenden Schiffsleuten herumspringen durfte!
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Uferbar
Nachdem ich fast neben Oskar Lafontaine (und diversen Leibwächtern) stand und feststellen musste, dass Sarah Wagenknecht zumindest aus der Ferne wirklich hauptberuflich so schön ist, dass man keine Ahnung hat, was sie da erzählt hat…
stellte ich auch fest, dass dort, wo sich mal eine Uferbar in Wohlgefallen und zerissene Sofas vor der Tür auflöste, nicht nur seit Monaten eine stillos erneuerte Tür ist. Sondern, dass dort jetzt ein Reisedienst für Jugendfahrten, Abifahrten et al. residiert. Es git wohl keine Geschäftsidee, die wir nicht auch schon mal hatten. Bei uns immer unter Biereinfluss und nicht wirklich. Ich frage mich: Haben die jetzt mehr oder weniger Bier getrunken als wir? Und wie lange kann das gut gehen?
P.S. Die Veranstaltung verließ ich nach Oskar und vor Sarah, nämlich beim zweiten Stückwerk politischer Folklore eines Dr. DD aus FFM.
Wer ist eigentlich Dietmar Dath?
[Autismus etc.]
Winter in Thüringen 3
das ist eine Klageschrift: Heute Morgen vor der Tür schon wieder frischer Schnee. Im Wald 15 cm Neuschnee. Im Radio wird vom metereologischen Frühling geflötet.
Selbst die Insassen hier, die schon lange da sind, versichern, dass es das seit zehn Jahren nicht mehr gab: Zweieinhalb Monate lang Schnee am Stück.
Früher, vor unvordenklichen Zeiten, lebte ich mal in Frankfurt am Main, da waren zwei Tage am Stück schon (freudige) Sensation – jedenfalls wenn man nicht gerade Großes vor hatte wie Umziehen oder so. Ach, ja.
Zu sich selber kommen
…sollte für Autisten ja nicht allzu schwierig sein. Oder gerade erst recht.
Wenn sie jedenfalls beim Schachspiel angelangt sind, ist der entscheidende Schritt getan. Einen ganz herzlichen Glückwunsch a) für die Präzisierung der Indizien und b) fürs Ankommen. Wenn auch vielleicht nicht bei gelingender Geselligkeit.
Aber das ist ja nun auch eine ganz andere Baustelle.
Wer soll das ertragen? Wer hat soviel Zeit?
Ich fühle mich verstanden, die zusammengefasste These kommt dann erst am Schluss des Artikels, aber immerhin, ich bilde es mir nicht ein!!, und auch der Rest ist lesenswert.
Nur scheinbar fremd
…könnte es einen an Bekanntes erinnern…