Marie Pohls ganzes Leben ist auf das Umziehen ausgerichtet. Wenn sie neue Bücher kauft, denkt sie darüber nach, ob das wirklich nötig ist. Bücher wiegen so viel. Und so wie Sportler ihre Bestzeit auswendig kennen, weiß Marie, dass sie zurzeit mit sechs Umzugskisten auskommt. Aber ihr Ideal ist der eine Koffer, in den das ganze Leben passt. Nur: Da steht schon mal der riesige Holztisch im Weg. Den hat sie geschenkt bekommen, natürlich. Sie betrachtet ihn kritisch. „Eigentlich ist der viel zu groß, um wirklich dran zu hängen.“
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Archiv der Kategorie: nomaden und flaneure
Wunschrubrik
Du, der und Adorno
schade?
„Das Chaos ist aufgebraucht, es war die schönste Zeit“ – ein Satz, von unbekannter Hand auf eine Wand geschrieben, in der Kleinen Alexanderstraße in Berlin-Mitte. Böttiger hat ihn entdeckt und der Nachwelt erhalten, wie auch jene Reklame auf einer alten Brandmauer in der Friedrichstraße, die erstaunlich lange inmitten emporstrebender Stahlskelette westlicher Renommierbauten für sowjetische Eisenbahnen warb „Reisen von Berlin nach Moskau in bequemen Reisewagen – Interessant und pünktlich“. Beides existiert inzwischen nicht mehr.
Siehe hier
Hinweis
Wanderer durch den Kosmos abendländischer Intellektualkultur nennen sie sich
zum ersten mal
gesehen. im Tannenbaum, irgendwann zwischen 12 und 2, saß der mann am tisch, zeitung lesend. in der rechten hand ein kaffeelöffel, mit dem er etwas aus einem plastikteil löffelte. was war das? haben wir das richtig gesehen? nach einigen minuten bringt die bedienung etwas an seinen tisch, der mann macht eine verpackung auf und beginnt erneut mit seinem kaffeelöffel: erdnüsse. nobel geht die welt zugrunde.
Man sieht sie
durch Bockenheim laufen. An der Ecke zur Post 3 Männer: Edwin Schudlich, Elmar Altvater und ein Dritter, den ich nicht kenne. Ein paar Schritte folge ich >>> der Verdacht, „es“ treibt die 3 ins PDS-Büro, das dort gleich um die Ecke ist. Gottseidank schwenken die 3 vor dem PDS-Büro nach links ab, Richtung Westbahnhof oder Ökohaus. Ich breche die Verfolgung ab.
Bewegung in Hamburg
Otmar Wagner wird in seiner lecture Performance
„Orgie Europa – nomadisierende körper, extreme phänomene“ die Grenzen der Festung mit der Bohrmaschine untersuchen.
Der „Club der polnischen Versager“ stellt sich im Film „Ostseeerweiterung“ vor.
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Tanzwirtschaft
Auszug aus „Kaffee Burger. Kult“ von Moritz Rinke:
(…) Ich stehe am anderen Ende der Bar und denke darüber nach, ob ich eigentlich Probleme habe, und warum ich nicht auch einfach mal etwas betont unangepasster aussehen könnte, weil, so etwas schüchtert mich ja persönlich immer sehr ein: Leute, die mir so betont unangepasst gegenübertreten und die sich wahrscheinlich stundenlang damit beschäftigen, wie sie betont unangepasst und trotzdem gut dabei aussehen könnten: ja, diese Menschen geben vor, dem herkömmlichen Zeichen kapitalistischer Außenansichten zu entsagen, aber sie machen sich stundenlang Gedanken darüber, wie das aussehen könnte. Ich glaube, so etwas nennt man „Szene“.
Ich hole mir noch einen Wodka und starre erst auf die Velourstapeten, dann auf die Resopaltäfelung und jetzt wieder auf den armen Lesetisch.
Das Kaffee Burger füllt und füllt sich immer mehr. Plötzlich sagt hinter mir jemand: „Du stell dir vor, ich hatte letzte Woche eine Schreibblockade!“, aber ich traue mich nicht, mich umzudrehen, weil ich plötzlich denke: Alles Literaten hier! Überall Literaten ringsum! Die haben auch alle Zettel auf den Sprelacart-Tischen und Stifte und rauchen und notieren Gedanken. Eine Tatsache, die mich ungemein einschüchtert: mindestens hundert Literaten, alle rauchend und notierend und in einer kleidermäßig betonten Absage herkömmlicher Zeichen, circa siebzig Wim-Wenders-Brillengestelle, hundert Manuskripte, und ich der einzige ohne Manuskript, nur in Jackett und Cordhose, die denken bestimmt, ich bin ein westdeutscher Boulevard-Autor und schreibe nur vor dem Frühstück.(…)
geklaut von der Seite von Cora-Huebsch bei
www.bookcrossing.com
Der ganze Artikel in: Literaturen, Heft 5/2001