Piraten

Auf der einen Seite gibt es das Bild des jungen athletischen Helden (personifiziert durch Errol Flynn, Tyrone Power, Burt Lancaster): bartlos (höchstens mit schmalem Oberlippenbärtchen), mit sonnengebräunter glatter Heldenbrust, gefüllt mit Kühnheit und Draufgängertum. Natürlich ist dieser Typ fast immer Kapitän, hart gegen sich und seine Mannschaft, aber doch stets Gentleman gegenüber den Damen, obwohl jene ihm oft hart zusetzen, ehe die Liebe obsiegt. Diese ?good guys“ sind die Lichtgestalten des Genres und segeln fast immer einem Happy-End entgegen.

Auf der anderen Seite gibt es die ?bad guys“, gewöhnlich Schurken mit anderer Statur: ältere, dickliche (?heavies“) oder gar feiste Dunkelmänner (Personifikation: Charles Laughton, Robert Newton), oft vollbärtig, unersättliche Zecher und Vielfresser, polternd mit lautem Gelächter, aber stets voller Hinterlist und Tücke, immer zu Verrat und Mord bereit.

In Wahrheit verkörpert dieser Typus den eigentlich ?echten“ Piraten: staatenlos, heimatlos, vogelfrei. Wird er erfaßt, erwartet ihn der Tod am Galgen, danach die Hölle.

Quelle

Noch mehr Meer für Nole

Meer als Metapher
Warum wird immer das Land als das „Normale“ angesehen und das Meer als etwas Fremdes betrachtet? Ist es nicht gerade umgekehrt so, dass das Meer das „Normale“ und das Land die Ausnahme darstellt? Paul-Horn wünschte sich einen Perspektivenwechsel: „Weg vom festen Boden“ und „vom Meer her denken.“ Gründe dafür gibt es für die Philosophin en masse. Abgesehen vom quantitativen Aspekt – das Meer macht zwei Drittel der Erdoberfläche aus -, spiele die Vorstellung des Meeres in der Geschichte der Menschheit eine entscheidende Rolle, betonte Paul-Horn. Wie schon Strohmeyer erwähnte, bedürfe man eines Raumbildes, um einen Raum wahrnehmen zu können. Analog dazu stellt die Wahrnehmung des Meeres die Voraussetzung für den Umgang mit dem Meer dar. Beispielsweise müsse vor dem Vorhaben, die Welt zu umsegeln, ein bestimmtes Bild des Meeres existieren – beispielsweise dass keine Ungeheuer im Meer leben oder dass sich die glatte Oberfläche zum Darübersegeln eignet. Die Grenzen der Vorstellung wurden im Laufe der Geschichte immer wieder gesprengt, überschritten und durch neue Grenzen ersetzt. Das Meer lasse sich zwar aus Sicht der Menschen noch weitere Grenzen auferlegen, man könne sich vom Land aus beliebig weit annähern, an sich existiere das Meer jedoch als etwas vollkommen Entgrenztes, als Inbegriff der Entgrenzung

hafensehnsucht

Andreas Gryphius (1616 – 1664)

An die Welt

Mein oft bestürmtes Schiff, der grimmen Winde Spiel,
Der frechen Wellen Ball, das schier die Flut getrennet,
Das über Klipp auf Klipp und Schaum und Sand gerennet,
Kommt vor der Zeit an Port, den meine Seele will.

Oft, wenn uns schwarze Nacht im Mittag überfiel,
Hat der geschwinde Blitz die Segel schier verbrennet.
Wie oft hob ich den Wind und Nord und Süd verkennet!
Wie schadhaft ist der Mast, Steuer-Ruder, Schwert und Kiel!

Steig aus, du müder Geist! Steig aus! Wir sind am Lande.
Was graut dir vor dem Port? Itzt wirst du aller Bande
Und Angst und herber Pein und schwerer Schmerzen los.

Ade, verfluchte Welt: du See voll rauher Stürme!
Glück zu, mein Vaterland, das stete Ruh im Schirme
Und Schutz und Frieden hält, du ewig-lichtes Schloß!

(Veröffentlicht 1643)

Weitere Hinweise hier

Hegel und das Meer II

(…) Wegen dieser dialektischen Bewegung ruft der Philosoph Hegel, 2300 Jahre später, Heraklit preisend, aus: „Land!“ – „obwohl das Land Meer ist: Thálatta!“, kommentiert Ernst Bloch. Nach der Schlacht bei Kunaxa am Euphrat, 401 v.Chr., wo der Grieche Kyros d.J. seinem Bruder, dem Perserkönig Artaxerxes II. Mnemon, unterlag und selber fiel, führte der Schriftsteller und Geschichtsschreiber Xenophon die 10.000 führerlosen griechischen Soldaten durch Armenien ans Schwarze Meer und schließlich an den Hellespont. – Und die Soldaten stießen einen Freudenruf aus, es ist geschafft, endlich am Ziel:

„Thálatta! Thálatta!“
„Das Meer! Das Meer!“

Beides: „Thálatta, Thálatta!“, und „Land in Sicht!“ ist der heraklitsche „Streit“, die Dialektik von Bewegung und Ruhe, das Eine nicht ohne das Andere. Aber Land ist Land, Küste ist Küste, Insel ist Insel, weil Wasser diese dazu macht – Land frei lässt, Insel schafft. Meer kann ohne Insel sein, aber keine Insel ohne Meer. „Das Wasser kann ohne Fische auskommen, aber kein Fisch ohne Wasser“ (Chinesisch).

Quelle: Usedom…

Hegel und das Meer

Ob Hegel jemals das Meer gesehen hat, fragt sich der Anker „dem das Leben entstammt, das Meer, siebzig Prozent der Oberfläche unseres Planeten, kommt in der deutschen Philosophie nicht vor!“ Rolf Hochhuth, Atlantik-Novelle

auf einem wiedergefundenen Zettel notiert, der Frage aber noch immer nicht nachgegangen …