zum ersten mal

gesehen. im Tannenbaum, irgendwann zwischen 12 und 2, saß der mann am tisch, zeitung lesend. in der rechten hand ein kaffeelöffel, mit dem er etwas aus einem plastikteil löffelte. was war das? haben wir das richtig gesehen? nach einigen minuten bringt die bedienung etwas an seinen tisch, der mann macht eine verpackung auf und beginnt erneut mit seinem kaffeelöffel: erdnüsse. nobel geht die welt zugrunde.

Man sieht sie

durch Bockenheim laufen. An der Ecke zur Post 3 Männer: Edwin Schudlich, Elmar Altvater und ein Dritter, den ich nicht kenne. Ein paar Schritte folge ich >>> der Verdacht, „es“ treibt die 3 ins PDS-Büro, das dort gleich um die Ecke ist. Gottseidank schwenken die 3 vor dem PDS-Büro nach links ab, Richtung Westbahnhof oder Ökohaus. Ich breche die Verfolgung ab.

dsl

am 25. märz wurde per internet der dsl-auftrag an die telekom abgegeben. nach 4 tagen kamen die päckchen mit router und splitter. bei der bestätigung der internetbestellung stand: „Terminwunsch: 13.04.2004 Vormittag“. Das war zwar glatt gelogen, denn mein Terminwunsch war viel früher, wurde aber vom System immer abgelehnt und schließlich auf den ersten Werktag nach Ostern zugelassen.

Der 13. April verstrich – aber DSL wurde nicht aktiviert. Am Abend eine Mail an die Telekom. Überraschend eine Mailantwort am 14. April: „Ihre Anfrage wird bearbeitet.“
Am 15. April die Geduld verloren (per Telefon 0800 xxx – „alle Mitarbeiter sprechen gerade“) und ab in den nächsten Telekomladen. Der Mitarbeiter dort: „Ja, machen Sie solche Bestellungen nie im Internet. Das geht oft schief. Kommen Sie bei solchen Bestellungen besser in einen Telekom-Laden.“ Als er nachsah, ob für mich ein DSL-Auftrag im System angezeigt würde: Nothing. Er nahm den Antrag ins System neu auf und versprach für den 23. April „im Laufe des Tages“ die DSL-Schaltung.

Mein Gott …

Loblos

Jetzt dachte ich, es sei noch Hoffnung. Die ZEIT verweist auf eine letzte Rettung in allen anerkennungsdefizitären Phasen und Fällen:
Die Internet-Seite www.lobgenerator.de.
„Sie überhäuft jeden, der einen Mausklick hinbekommt, mit Lobpreisungen in den Kategorien »Job«, »Aussehen« und, besonders ersprießlich, »Allgemein«.
Mit dieser brillanten Erfindung wird der Tatsache Rechnung getragen, dass der Mensch Lob braucht wie die Blume Dünger.“
Wie wahr, denke ich, wie überaus wahr und klicke die Seite an, erst beim zweiten Mal baut sie sich äußerst mühsam auf, und dann tut sich nicht´s mehr, gar nichts.
Niemand lobt mich!

Tanzwirtschaft

Auszug aus „Kaffee Burger. Kult“ von Moritz Rinke:

(…) Ich stehe am anderen Ende der Bar und denke darüber nach, ob ich eigentlich Probleme habe, und warum ich nicht auch einfach mal etwas betont unangepasster aussehen könnte, weil, so etwas schüchtert mich ja persönlich immer sehr ein: Leute, die mir so betont unangepasst gegenübertreten und die sich wahrscheinlich stundenlang damit beschäftigen, wie sie betont unangepasst und trotzdem gut dabei aussehen könnten: ja, diese Menschen geben vor, dem herkömmlichen Zeichen kapitalistischer Außenansichten zu entsagen, aber sie machen sich stundenlang Gedanken darüber, wie das aussehen könnte. Ich glaube, so etwas nennt man „Szene“.
Ich hole mir noch einen Wodka und starre erst auf die Velourstapeten, dann auf die Resopaltäfelung und jetzt wieder auf den armen Lesetisch.

Das Kaffee Burger füllt und füllt sich immer mehr. Plötzlich sagt hinter mir jemand: „Du stell dir vor, ich hatte letzte Woche eine Schreibblockade!“, aber ich traue mich nicht, mich umzudrehen, weil ich plötzlich denke: Alles Literaten hier! Überall Literaten ringsum! Die haben auch alle Zettel auf den Sprelacart-Tischen und Stifte und rauchen und notieren Gedanken. Eine Tatsache, die mich ungemein einschüchtert: mindestens hundert Literaten, alle rauchend und notierend und in einer kleidermäßig betonten Absage herkömmlicher Zeichen, circa siebzig Wim-Wenders-Brillengestelle, hundert Manuskripte, und ich der einzige ohne Manuskript, nur in Jackett und Cordhose, die denken bestimmt, ich bin ein westdeutscher Boulevard-Autor und schreibe nur vor dem Frühstück.(…)

geklaut von der Seite von Cora-Huebsch bei
www.bookcrossing.com


Der ganze Artikel in: Literaturen, Heft 5/2001

Salecina

also: Salecina liegt sehr hoch droben auf einem hohen Berg. Auf Schweizer Seite grüßt von unten Maloja, andererseits: Wenn man 17km runter fährt, und zwar ziemlich runter, fast senkrecht, ist man in Italien, da stehen dann die Palmen, während oben Gletscher und Schnee grüßen.
Salecina ist heute eine Art Tagungshaus, wurde einstmals gegründet von Theo Pinkus, in anarchistischer Absicht, aber anarchistisch in der Schweiz ist ja irgendwie rührend und lieb: Sowie, wenn junge polnische Rockmusiker einen Papstwitz machen. Irgendwann in den 70ern soll die Schweizer Armee aufgezogen sein, weil sich junge Menschen in Salecina nackt auf die Wiese gelegt haben.
Ich war zweimal dort, einmal mit 18 und einmal mit 31, bald wird´s also wieder Zeit, und habe genossen, wie nah man am Himmel ist, man versteht dann Schillers „Erhabenes“ erst richtig. Die Sterne reflektieren am Nachthimmel so, als könnte man sie herunterholen. Im Haus herrschen immer noch Basisdemokratie und Selbstverwaltung und es werden als mal lustige Versammlungen über Putzdienst&Weltgeschehen abgehalten.
In Sils Maria, unten, gibt´s Cafés, in denen Nietzsche, philosophierend und syphillisierend saß, und auch Adorno war da und hat sogar darüber geschrieben.